Ein durch Krieg und Terror traumatisiertes Land findet Heilung.
Eine Reise durch das jüngste Land Europas: Kosovo
Kosovo. Zu oft hören wir nur die negativen Schlagzeilen: Unruhe im Balkan, drohender Krieg, Armut und Leiden. Im September 2023 durfte ich mit meinen Eltern in den Kosovo reisen, um Brüder und Schwestern zu treffen und so den Fußspuren Jesu im Kosovo zu folgen. Vor 5 Jahren besuchten meine Eltern, Simon und Emmy, Gemeinden im Kosovo, die durch die Mission Ost-West unterstützt werden. Nun konnte ich dabei sein und selber sehen, was im Land passiert.
Am Flughafen begrüßte uns Bedri Hoxha, der Pastor aus Pristina. Unser erstes Ziel war das Gemeindehaus in Istog, wo wir übernachteten. Hier wurden wir liebevoll empfangen. Eine Woche verbrachten wir im Kosovo und haben viele Menschen und Familien getroffen.
In Istog ist die Gemeinde sehr lebendig. Drei Mal in der Woche besuchen junge Studenten das Gemeindehaus in Istog, um gemeinsam Gottes Wort zu hören und daraus für ihr Leben zu lernen. Die Brüder der Gemeinde erzählen ihnen biblische Geschichten und von ihren eigenen Glaubenserfahrungen. Der Enthusiasmus, die tiefe Begeisterung dieser jungen Männer hat mich sehr bewegt. Für die junge Generation ist das Wort Gottes wichtiger denn je zuvor, denn auch dieses Land hat mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen und ist von zunehmender politischer Instabilität bedroht.
Neben der üblichen Missionsarbeit konnten wir die Unterstützung von Patenkindern persönlich erleben. Seit 3 Jahren unterstützt eine Schulklasse der Bruderhof-Gemeinschaft in England ein Patenkind. Gemeinsam mit den Brüdern von Istog haben wir diese Familie in ihrem kleinen, einfachen Haus besucht. Wir hatten Lebensmittel und auch Kleidung dabei - eine kleine Hilfe Angesicht des Bedarfs! Armut betrifft viele Familien im Kosovo, da die Arbeitslosenquote sehr hoch ist. Bedri erklärte uns, dass wegen der hohen Arbeitslosigkeit und der instabilen Wirtschaft viele junge Menschen Kosovo verlassen – sie sehen einfach keine Zukunftsperspektive dort.
Wir hörten viele Geschichten aus der Zeit des Kosovo-Krieges 1999, der das ganze Land erschütterte.
Jeder hat eine Geschichte. Das ganze Land hat gelitten. Die albanische Bevölkerung wurde innerhalb von 24 Stunden vertrieben und musste fliehen. Sie mussten alles zurücklassen: Häuser, Wohnungen, Tiere, um über die Berge Montenegro und Albanien zu erreichen. In der Nachkriegszeit hat die Mission Ost-West viel geholfen. Nicht nur diakonisch, praktisch, sondern vor allem mit dem Wort Gottes. Das ist auch jetzt noch eine Priorität.
Der Kosovo wurde durch den Krieg verwüstet, und der Schmerz dieser Jahre war bei unserem Besuch der Gedenkstätte in Racak deutlich zu spüren. Jesus ist die einzige Antwort auf die Wunden, die durch den Krieg entstanden sind. Vergebung ist auch heute noch für die junge Generation wichtig, erzählte uns Valon.
Nun ist das Land erneut ein Pulverfass, und jeden Moment könnten die politischen Spannungen eskalieren. Auch 24 Jahre nach Kriegsende ist die Vergebung zwischen den Konfliktparteien wichtiger denn je.
“Das Licht kommt von unserem Retter, und wir hoffen, dass dieses Licht weiter scheint, und alle Menschen den richtigen Weg gehen.” Bedri, Pastor
In einer Hausgemeinde konnten wir Flija, ein traditionelles albanisches Gericht, probieren. Die Hauskreise sind ein wichtiger Teil im Wachstum der Gemeinden, dort wird Gemeinschaft praktiziert und der innere Austausch miteinander gepflegt. Von Pastor Bedri Hoxha erfuhren wir viel über die Geschichte und den Aufbau der Gemeinden. Mehr und mehr junge Leute finden zum Glauben an Jesus. Da das Land seit so vielen Jahren muslimisch ist, erleben die neuen Christen nun sehr aktive Gemeinden, für die der Glaube an Jesus ihr ganzes Leben völlig verändert hat.
In Pristina besuchten wir Urim Sallauka, den Direktor der Universitätsbibliothek vom AAB College. Er führte uns durch die Privatuniversität. Es war erstaunlich zu sehen, was alles in den letzten Jahren aufgebaut wurde und wie viele Studenten sich in ihrer Glaubenssuche und Sehnsucht nach Herzensfrieden an Urim wenden.
In diesen Wochen sind wir alle durch die Ereignisse nicht nur in der Ukraine, sondern nun auch im Nahen Osten erschüttert worden. Das Leiden ist unbeschreiblich und lässt uns oft sprachlos zurück. Der Balkankrieg, der vor mehr als 20 Jahren zur Unabhängigkeit des Kosovo 2008 geführt hat, zeigt uns auch, wie trotz großer Zerstörung ein Land wieder aufgebaut werden konnte und noch wichtiger, wie Menschen im Glauben an Jesus Frieden und Vergebung finden können.
Liebe Grüße,
Aidan
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