Albert Einstein sagte:
"Wenn ich nicht Physiker wäre, wäre ich wahrscheinlich Musiker. Ich denke oft in Musik. Ich lebe meine Tagträume in Musik. Ich sehe mein Leben in Form von Musik."
Ich bin kein Physiker, aber ich spiele Klavier. (Allerdings sehe ich mein Leben nicht in der Form von Physik.) Musik machen hat mir schon von klein auf Freude bereitet und ich habe früh angefangen, Klavier zu spielen. Für mich gibt es nichts Schöneres, als mich hinzusetzen und eine Melodie, eine Geschichte mit Noten zu erzählen. Kreativität hat endlose Vorräte.
Hier meine eigene Komposition “Gedanken”:
Musik besitzt auch eine Macht. Tolstoi sagt: "Musik ist die Kurzschrift der Gefühle", und das ist wahr. Sie kann uns erheben oder niederdrücken. Sie kann uns inspirieren oder entmutigen. Zusammenbringen oder spalten. Das ist nichts Neues. Musik hatte schon immer die Macht, Gruppen zu spalten - wie z.B. Kriegslieder, zu denen marschiert wird oder der Rechtsrock, der Radikalismus inspiriert oder Musik, die zur Untreue in einer Partnerschaft führt.
Ich selbst gehöre zu jener jungen Generation, die keinen Tag ohne Musik auszukommen meint. Öfters höre ich Musik alleine - in der U-Bahn oder beim Arbeiten. Das ist nicht unbedingt schlecht, aber ich bin doch in der Gefahr, mit einem "Muschel Radio" in meinem Ohr durch den Tag zu gehen, ganz so wie Ray Bradbury es in seinem Buch “Fahrenheit 451” prophezeit! Mit dem Dauerhören beeinflussen wir ständig unseren emotionalen Zustand. Musik müssen wir nicht nur mit den Ohren verkraften, sondern auch mit unserem Herz und Kopf.
Wie können wir damit umgehen? Geht die eigentliche Bedeutung der Musik vollständig und unwiederbringlich verloren? Nein, auf keinen Fall! Das Gegenmittel ist das gemeinsame Singen und Musizieren. Noch nie war es so wichtig wie heute, dass wir die positive Kraft der Musik wiederentdecken.
Ich bin mit Musizieren aufgewachsen, mit dem gemeinsamen Singen in der Familie und auch im Chor. In den Bruderhofgemeinschaften hat Musik einen hohen Stellenwert und wenn wir zusammen singen und musizieren - egal wie es gerade klingt - kann es eine tiefe, gemeinsame Erfahrung sein. Wir benutzen die unterschiedlichsten Liederbücher mit Natur- und Volksliedern aus verschiedenen Kulturen, alte geistliche Lieder genauso wie Lobpreislieder und vieles mehr. Einfach nur miteinander musizieren und singen - das braucht unsere Welt und Gesellschaft dringend.
Aber beim gemeinsamen Singen geht es um noch viel mehr.
Daniel Levitin, Psychologieprofessor und Autor von “This is Your Brain on Music”, sagt, dass gemeinsames Singen nicht nur gut ist für die Seele, sondern auch für den Körper. Levitin verweist auf neurologischen Untersuchungen, die zeigen, dass unser Gehirn Oxytocin freisetzt, wenn wir mit anderen singen:
"Das ist eine Chemikalie, die an der sozialen Bindung beteiligt ist und von der man annimmt, dass sie das Gefühl der Zusammengehörigkeit und Freundschaft hervorruft, das beim gemeinsamen Singen entsteht"
Hier noch eine Komposition von mir “Mehr Gedanken”:
John Denver ergänzt diese Forschung mit dem Folgendem:
"Musik bringt die Menschen zusammen. Sie ermöglicht es uns, dieselben Gefühle zu erleben. Die Menschen sind im Herzen und im Geist überall gleich. Ganz gleich, welche Sprache wir sprechen, welche Hautfarbe wir haben, wie unsere Politik aussieht oder wie wir unsere Liebe und unseren Glauben ausdrücken, die Musik beweist: Wir sind gleich."
Gemeinsames Singen ist ein wertvolles Gegenmittel für so viele Probleme unserer Zeit: Einsamkeit, Singularität, Egoismus - allen kann geholfen werden, wenn sich Stimmen vereinen, mit dem gleichen Ziel: einen schönen Klang zu erzeugen. Musik soll zusammenführen, nicht Einsamkeit fördern. Musik sollte unser inneres Leben anregen und verstärken.
Dazu schreibt Goethe:
"Ein Mensch sollte jeden Tag seines Lebens ein wenig Musik hören, ein wenig Poesie lesen und ein schönes Bild sehen, damit die weltlichen Sorgen nicht den Sinn für das Schöne auslöschen, den Gott in die menschliche Seele eingepflanzt hat."
Danke Goethe, das trifft den Nagel auf den Kopf.
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Danke für diesen wertvollen Artikel und die Anregungen - auch die tollen Musikvideos... Inspirierend
Der Peter Bence ist ja der Hammer. Auf solche Ideen muß man erst mal kommen. So was muß man halt auch sehen, bei der Körperperformance. Ein Künstler halt.